Im Großen, ohne das Ganze

Allgemein, Andrea fragt 20. Februar 2015

Liebe Maria!

Das mit dem Tun und Lassen ist eine wirklich gute Idee, dankeschön! Ich habe eine schöne Weile alles Mögliche sein und bleiben lassen. Die offensichtlichen Erziehungsprogramme waren dann wie weggezaubert, hingegen die schön verpackten: Sie kommen wie in Glitzerpapier gewickelte und mit bunten Maschen aufgepeppte Päckchen feierlich des Weges. So geschehen heute:

„Du bist so kompetent!“, „Das ist dir doch zuzutrauen!“, „DU traust dich doch groß zu denken, oder etwa nicht?“. „Vorsicht, Falle!“, hör´ ich von irgendwoher. Egal! Lebendig werde ich und wach – Freude kommt auf. Ja! Hier ist es! Endlich! Endlich sieht jemand MICH! Sieht meine Kraft, meine Kompetenz, würdigt mein Potenzial, kündigt an, dass genau dieses nun gebraucht werde.

Mein Körper hingegen schwitzt, fühlt sich gestresst, hat Herzklopfen, schiebt Tränen in die Augen. Das irritiert mich. Ich frage nach, ob denn im Zusammenhang mit diesem Mehr und „Großen“ auch über Geld und Ressourcenaufstockung diskutiert werden könne? Selbstverständlich sage ich nicht, dass ich dabei an mich denke, bin ja gut trainiert.

Einmal darfst du raten, wie die Antwort des Gegenübers ausfiel. Und auch der Rest vom Lied ist rasch gesungen: Ein dringender Termin beendete unser Gespräch abrupt. Jetzt wabbert alles schon über Stunden nach. Nicht gerade bedrückend, jedoch unrund. „Scheibe“, denk‘ ich mir, „das sind also die aktuellen Challenges für die Frau Haneder?“ Es ist, als ob ich mich nicht als Ganzes in solche oder ähnliche Begebenheiten mitnehme. Etwas, das eben zu diesem Ganzen dazugehört, bleibt hinten, abgeschnitten, vernachlässigt.

Herzgruß,
Andrea

Liebe Andrea,

Du bist ja ganz schön flott auf dem Weg. Es ist mir eine Ehre, dich dabei zu begleiten!
Gut! Gehen wir’s an, Maria und MARIA!
„Wen siehst DU denn, wenn DU DICH anschaust? Wen willst du sehen? Was fühlt sich gut und GANZ an?“, ist die Frage, die als Antwort in mir auftaucht. Und sie erinnert mich daran, wie wichtig es ist, sich auch von den sogenannten „positiven“ und „guten“ Rückmeldungen (man nennt solche auch „Komplimente“) zu distanzieren. Egal, ob „Lob“ oder „Kritik“, die Auswirkung ist dieselbe: Abhängigkeit. Das heißt jetzt aber nicht, dass wir keine Bewertungen in dieser Form mehr abgeben sollten oder annehmen. Nein! Das Leben wäre ganz schön fad ohne. Wie immer geht es um das Wie und um die Motivation.
Hätte dein Gesprächspartner wirklich DICH gemeint und wäre die Wertschätzung deiner Fähigkeiten im Vordergrund gestanden, hätte dein Körper Freudensprünge gemacht, du hättest Ressourcen angeboten bekommen oder wärst zumindest danach gefragt worden. Indem das nicht von alleine stattfand, hat dein trainierter Verstand die Sache in die Hand genommen und er hat es deinem Gesprächspartner leicht gemacht, DICH zu übersehen.
Der schnellste Weg zu DIR ist die Liebe. Liebst du dich, ist es egal, wer dir begegnet. Ob Kritiker oder Fan, du bist bei DIR und sorgst gut für dich. So oder so. Nimm zum Beispiel meine Antwort: Würdest du das, was ich jetzt so schreibe, nur annehmen, „weil es die Maria sagt und die muss es ja wissen!“, passiert nix Neues. Spürst du hingegen, dass ein Teil von dem oder alles, was hier so steht, „wahr“ ist für DICH, weißt du, dass das, was ich schreibe, „nur“ das ist, was in dir ist und was dich weiterbringen will auf deinem Weg. So schaut’s aus!
Und ja: ganz liebe Grüße an deinen Körper! Er ist unbestechlich! Und – by the way – auch unbeschreiblich weiblich! (Achtung: Kompliment!)
Liebesgrüße
Maria