Liebe Maria!
Der Mann an meiner Seite eröffnete mir vor drei Tagen, dass er unsere Beziehung beenden möchte. Die Liebe sei ihm schon lange abhanden gekommen, meinte er. Er fühle sich schlecht, mir das in dieser Form anzutun, aber er könne nicht anders, er müsse mit seinem Leben wieder zurechtkommen, sich wieder finden und spüren.
Erstarrung, Schreien, Weinen. Nicht-wahrhaben-Wollen. „Neeeiiin!! Bitte nicht soooo!! Wir sind doch keine Teenager mehr! Nutzen wir doch diese Krise, um unser Commitment zu beforschen, uns zum ersten Mal „richtig“ zu konfrontieren und uns neu auszurichten!“ Eine Therapeutin könnte konsultiert werden. Mehr als eine Handvoll Angebote meinerseits… Er will nicht!
Mein inneres Pendel schlägt wie wild, von Heulanfällen bis zu Bauchkrämpfen. Parallel dazu bin ich auf Zack, stehe tapfer im Leben, konfrontiere mich im Job, und plane den Geburtstag für den 12jährigen Sohn.
Gestern setze ich mich schließlich entschlossen ins Auto und fahre los. „Sag einmal, rennt´s dir noch?“, will ich ihn fragen, „Was ist mit unserem Commitment? Denkst du, ich lasse dich jetzt einfach so gehen?“ Auf halbem Weg ein Anruf: Er will nicht, dass ich komme. Goooong! „Ob da vielleicht eine Andere….? Nein! Nicht weiterdenken!“.
Ich bin sehr weh, mein Hirn läuft auf Hochtouren und mich schleudert´s von einem Eck zum anderen. Wie soll ich je wieder mit hocherhobenem Haupt weitergehen? Soll ich dranbleiben an der Beziehung oder hinnehmen, was ist, und all meine Impulse in Richtung Kurskorrektur, Konfrontation und gemeinsames Gestalten über Bord werfen? Ehrlichgesagt würde ich ihm am liebsten eine saftige Ohrfeige verpassen, anschließend gemeinsam aus diesem dummen Traum erwachen, um endlich zu erleben, wie das geht, es gut und fein in der Zweierschaft zu haben.
Maria, du kennst mich schon lange, auch ein bisschen meine Liebesgeschichten. Welche Impulse tauchen bei dir auf? Was könnt´ ich sonst noch tun?
Danke für den Austausch,
Gruß vom Herzschmerz und von Andrea
Liebe Andrea,
heul kotz würg schrei heul schluchz bähhhh……
ja, gib‘ ihm – in deiner Vorstellung – eine oder auch mehr „Ohrfeigen“!!!! Lass sie heraus die Wut!!! Die tut dir gut! Trauer ist schon auch ok, aber stärker sehe ich Wut! Außerdem putzt dich diese durch. Die Wut befreit dich von deinem Bemühen, deinen Konzepten, deiner Vorstellung, es sei etwas zu tun, deinem Verdacht, du hättest etwas falsch gemacht und solltest und könntest es korrigieren, deiner Vorstellung, dass du dich in einer Beziehung anstrengen musst, deiner Gewohnheit, dass du denkst, den „Richtigen“ gibt es für dich eh nicht, also nimmst du, was kommt,…….
Heul, kotz, würg, schrei, heul, schluchz, bähhhhh…..
Er hat sich etwas geholt, du hast dir etwas geholt und jetzt geht ihr beide weiter. Getrennt. Etwas ist zu Ende gegangen und wie es ausschaut, betrifft das die gesamte Beziehung. Wie kannst du dir dessen sicher sein? Wenn du deinen Weg in Richtung Andrea-Frieden, Andrea-Freude und Andrea-Freiheit weitergehst und er geht nicht – von sich aus – mit. Klingt einfach, ich weiß. Ist nicht so einfach wie es klingt, ich weiß.
Wenn du dich ausgeweint und ausgekotzt hast, wirst du DICH vollkommen neu wahrnehmen. Du wirst dich mit LIEBEvollen Augen anschauen und erkennen, dass auch du diese Trennung herbeigeführt hast. Indirekt, unbewusst. Weil du die nicht bist, zu der du dich in dieser Beziehung gemacht hättest/hast. Du bist viel, viel mehr!!!! Und das zeigt sich immer deutlicher, immer kraftvoller. YESSS!!!
Sag‘ „Ja!“ zu ALLEM, was gerade ist, zur Kränkung, zur Enttäuschung, zur Trauer, zur Wut. Schieb‘ die Gefühle nicht weg, sondern steig‘ ein in sie, lass sie zu, ohne dabei nachzudenken, zu interpretieren, zu bewerten. So wandelt sich dann von alleine das, was weh tut, und das, was dir guttut, wird größer und größer.
In Liebe und Verbundenheit
Maria